This image for Image Layouts addon

KAPITEL 5
Die Sechserbrücke


Rot trifft Blau – so könnte man die Sechserbrücke beschreiben, die sich durch ihr helles Rot vom Blau des Tegeler Sees und des Himmels abhebt. Heute ist sie ein Wahrzeichen Tegels, aber in der 700-jährigen Geschichte kommt sie erst in einem der neueren Kapitel vor.

Vorlesen lassen

Image
Damit der Zugang auch über das Fließ möglich war, beteiligten sich die Gemeinde Tegel und Constanze von Heinz zu gleichen Teilen an der Finanzierung und Unterhaltung der neuen Brücke.

Die Tegeler Hafenbrücke, die im Volksmund „Sechserbrücke“ genannt wird, überspannt heute als Fußgängerbrücke die Einfahrt des Tegeler Hafens und die Mündung des Tegeler Fließes. Stadtbaumeister Ernst Hornig war mit den Planungen beauftragt, und 1908 wurde sie als stählerne Fachwerkbogen- brücke einschließlich eines Betonteils über das Tegeler Fließ mit einer Gesamtlänge von 91 Metern von der Stahlbaufirma Steffens & Nölle AG gebaut – übrigens gemeinsam mit dem Hafen und der Tegel-Friedrichsfelder Industriebahn. 1921 folgte der Bau des südlichen Brückenpavillons mit zwei Kassenhäuschen. Am Kassenhäuschen wurde von jedem Fußgänger für den Hin- und Rückweg ein Brückengeld erhoben – somit blieb der Name Sechserbrücke bis heute erhalten.
Image
Bau der Sechserbrücke 1907, Sammlung Lothar Strecke

Rot trifft Blau – so könnte man die Sechserbrücke beschreiben, die sich durch ihr helles Rot vom Blau des Tegeler Sees und des Himmels abhebt. Heute ist sie ein Wahrzeichen Tegels, aber in der 700-jährigen Geschichte kommt sie erst in einem der neueren Kapitel vor.

Wer im 19. Jahrhundert das Fließ überqueren wollte, musste sich von Fischer Paul Siebert auf seinem Angelkahn übersetzen lassen, um zum Schloss Tegel oder in den Wald zu gelangen.

Doch wie kam es zur Brücke? Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich am Tegeler See ein intensiver Ausflugsverkehr:Die Leute schlenderten über die Uferstraße – das ist die heutige Greenwichpromenade –, um den Großen Malchsee herum bis zum Freibad Tegelsee. Dazu mussten sie allerdings das Tegeler Fließ überqueren. Dies übernahm der dort ansässige Fischer und verdiente sich mit dem Übersetzen der Wanderer mit seinem Kahn für fünf Pfennig, dem so genannten „Sechser“, ein Zubrot.

Der Ausflugsverkehr wuchs weiter an, und weil der Fischer das Personenaufkommen nicht mehr bewältigen konnte, baute er eine kleine Holzbrücke und verlangte von jedem, der über die Brücke ging, weiterhin fünf Pfennige. Beim Ausbau des Tegeler Hafens im Jahr 1905 wurde die Brücke entfernt.

Doch der Weg übers Wasser war wichtig, auch für die Besitzerin des Schlosses Tegel, Constanze von Heinz. Sie hatte ab 1870 begonnen, das Gelände im Schlossbezirk zu parzellieren und für den Bau von Villen zu verkaufen. Nach der Jahrhundertwende ließ sie zudem den Kaiserpavillon
und das ebenfalls mondäne „Kurhaus“ bauen.

Image
Bau der Sechserbrücke 1907, Sammlung Lothar Strecke
Besonders an Feiertagen kam viel Geld in die Brückenkasse – und es gab deshalb sogar Angriffe von Räubern auf den Kassenbestand. Doch die Einnehmer waren mit Schlag- und sogar Schusswaffen ausgerüstet und konnten sich wehren.

Seit 1936 befindet sich die gesamte Brücke im Eigentum der Stadt Berlin. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fliegerbomben einen Teil der Brücke, doch nach Ende des Krieges wurde sie wieder repariert und die Eisenteile grün angestrichen. Ihre rote Farbe hat sie seit 1971.
Image
Die Secherbrücke heute
Image
Image